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Filmkritiken, Filmmusik, Rezensionen, Toplists, Kritik

Kurzkritik: Das A-Team

Kinostart: 12.08.2010
Länge: 118 min.
FSK: 12
Regie: Joe Carnahan
Darsteller: Liam Neeson, Bradley Cooper, Jessica Biel, Sharlto Copley, Quinton "Rampage" Jackson

Plot: 

Vier Männer einer militärischen Spezialeinheit wurden wegen eines Verbrechens verurteilt, das sie nicht begangen hatten. Um ihre Unschuld zu beweisen, gehen die vier unterschiedlichen Männer ihren ganz eigenen Weg. Die spannende und rasante Suche des ATeams nach den Verantwortlichen hat begonnen…

Kritik: 
Dass Regisseur Joe Carnahan ist kein Feingeist ist, hat er mit "Smokin' Aces" eindrücklich belegt. Sein Motto: Mit schwarzem Humor und einer gehörigen Portion Wahnsinn alles in Schutt und Asche legen. Klingt blöd? Ja, ist es, aber auch verdammt unterhaltsam. Und so gibt es wohl kaum einen besseren Mann für die Kinoversion der erfolgreichen 80er-Jahre-Serie. 
Wer das originale "A-Team" kennt, muss sich zunächst mit einigen Änderungen in der Charakterzeichnung abfinden. Ist man darüber hinweg, macht Carnahan genau das, was er gut kann: mächtig Radau. Sein Darsteller-Ensemble spielt mit viel Witz und Charme und lässt dabei fast vergessen, wie platt und gehaltfrei der Film eigentlich inhaltlich ist: Ein einfacher Grund-Plot, streng linear erzählt, ohne Überraschungen. Aber "Das A-Team" soll ja auch gar nicht besonders anspruchsvoll sein, sondern unterhalten. Und das tut es: an allen Ecken und Enden fliegt irgendetwas in die Luft, begleitet von coolen und witzigen One-Linern.
Carnahan entstaubt die Vorlage, bleibt aber im Gesamteindruck angenehm altmodisch. Das entstandene Action-Dauerfeuer ist kurzweilig und brachial: Für knapp 2 Stunden sinnfreie Popcorn-Unterhaltung funktioniert "Das A-Team" prächtig - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Kinothek-Rating: 71%

Kino: Inception

Kinostart: 29.07.2010
Länge: 148 min
FSK: 12
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Ken Watanabe, Marion Cotillard, Cillian Murphy

Plot:
Dom Cobb ist ein begnadeter Dieb, der absolut beste auf dem Gebiet der Extraktion, einer kunstvollen und gefährlichen Form des Diebstahls: Cobb stiehlt wertvolle Geheimnisse aus den Tiefen des Unterbewusstseins, wenn der Verstand am verwundbarsten ist – während der Traumphase. Dank seiner seltenen Begabung ist Cobb in der heimtückischen, neuen Welt der Industriespionage heiß begehrt. Doch diese Existenz hat auch ihre Schattenseiten: er wird auf der ganzen Welt gesucht und hat alles verloren, was er liebte. Eines Tages bietet sich ihm die Chance zur Rettung: Ein letzter Auftrag könnte ihm zu seinem alten Leben zurück verhelfen, aber nur, wenn ihm das absolut Unmögliche gelingt: die so genannte Inception. Statt eines perfekt ausgeführten Diebstahls müssen Cobb und sein Spezialistenteam das genaue Gegenteil vollführen. Ihr Auftrag lautet nicht, eine Idee zu stehlen, sondern eine einzupflanzen. Sollte ihnen das gelingen, wäre es das perfekte Verbrechen. Doch kein noch so ausgetüftelter Plan oder geballtes Fachwissen bereitet das Team auf diesen brandgefährlichen Feind vor, der jeden ihrer Schritte vorauszuahnen scheint. Ein Gegner, den nur Cobb hat kommen sehen.

Kritik:
Die Filme von Regisseur Christopher Nolan sind niemals vordergründig. Seine Inszenierungen sind gespickt mit Symbolik und überwältigender Bildsprache, lassen meist viel Raum für die eigene Interpretation. Wer bei „Inception“ jedoch abstrakte, kryptische Albträume wie die eines David Lynch erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht. Nolans Traumwelten sind sehr nah an der Realität und werden erst als solche erkennbar, sobald sie in sich zusammenfallen. Wenn etwa "Architektin" Ariadne die Straßen von Paris „aufrollt“ oder die Schwerkraft in einem Hotel verrücktspielt, ist das ganz großes Kino – und das allein durch die visuellen Eindrücke.
Doch der eigentliche Geniestreich ist das Drehbuch. Dass sich Nolan nicht mit einfach gestrickter Materie aufhält, hat er in seinen Meisterwerken „Memento“ und „Prestige“ hinreichend gezeigt. „Inception“ macht da keine Ausnahme und baut ein beinahe noch brillanteres Konstrukt auf. Die Grundidee ist schlicht genial und ein Beweis für Nolans überbordenden Ideenreichtum.
Die Handlung erstreckt sich über vier Traumebenen, die ineinander geschachtelt werden und in denen die Zeit unterschiedlich schnell abläuft. Zu allem Überfluss verlangt es das Konzept des Films dann auch noch, dass diese vier Ebenen parallel erzählt werden. Bei jedem anderen Regisseur müsste das schiefgehen, der Zuschauer verwirrt und verzweifelt zurückbleiben. Nicht so bei Christopher Nolan. Er schafft es, seine hochkomplexe Geschichte mit zahllosen erzählerischen Tricks nachvollziehbar, ja geradezu simpel wirken zu lassen. Mit ein bisschen Aufmerksamkeit weiß man zu jeder Zeit, in welchem Traum sich die Protagonisten gerade befinden, die Zusammenhänge sind stets klar.
Die vier Ebenen unterscheiden sich sowohl in ihrer Optik als auch der inhaltlichen Bedeutung. Da ist die im Dauerregen versinkende Innenstadt von Los Angeles, Schauplatz einer großangelegten Verfolgungsjagd und Schießerei. Ein Hotel, in dem physikalische Gesetze anders funktionieren. Eine Festung im verschneiten Gebirge, Szenerie für eine Sequenz, die beinahe als Hommage an James Bond durchgehen könnte. Und der Limbus, der eine post-apokalyptische Stadt beherbergt, in der alles möglich ist.
Eigentlich reicht dieser Stoff für eine ganze Trilogie. Christopher Nolan macht daraus einen einzelnen gigantischen Film, der neue Maßstäbe setzt. Und anstatt sich die eigene Perfektion mit einem unpassenden Twist-Finale noch zunichte zu machen, setzt er einen genial-einfachen Schlusseffekt und lässt den Zuschauer fasziniert zurück. Es ist dieser ganz seltene Moment, dieses Gefühl beim Verlassen des Kinos, gerade etwas Großartiges gesehen zu haben.

Die Filmmusik:
Nach dem wuchtigen Score von „The Dark Knight“ war es nur logisch, dass Christopher Nolan auch sein neuestes Projekt in die routinierten Hände von Hans Zimmer geben würde. Beide scheinen ein Faible für minimalistische Soundtracks zu haben. Denn auch „Inception“ baut auf relativ einfachen, wiederkehrenden Akkordfolgen auf. Mit den typischen Bässen verstärkt Zimmer die Wirkung und erzeugt einmal mehr kraftvolle Klangteppiche. Der Einsatz von Édith Piafs „Non, je ne regrette rien“ ist wohl wiederrum Nolan zuzuschreiben: Ein Geistesblitz voller Ironie und Symbolkraft.
Kinothek meint: Kraftvoller, minimalistischer Score vom Routinier. Punktlandung!

Fazit:
Mit „Inception“ hat Christopher Nolan sein Meisterstück abgeliefert, das den überragenden „Prestige“ nochmals übertrifft. Brillant konstruiert und mit viel Tempo erzählt, ist er ebenso spannend wie emotionsgeladen. „Inception“ fasziniert in solchem Maße, wie es kein Sci-Fi-Thriller seit dem ersten „Matrix“ vermochte. Einer der besten Filme der letzten Jahre und ein Muss für Freunde intelligenter Geschichten.

Kinothek-Rating: 92%

Blu-ray: Kampf der Titanen (2010)

Verkaufsstart: 10.08.2010
Länge: 106 min.
FSK: 12
Regie: Louis Leterrier
Darsteller: Sam Worthington, Gemma Arterton, Mads Mikkelsen, Ralph Fiennes

Plot: 
Perseus ist als Gott geboren, aber als Mensch aufgewachsen. Ohnmächtig muss er erleben, wie seine Familie dem Rachegott Hades, dem Herrn der Unterwelt, zum Opfer fällt. Weil er nun nichts mehr zu verlieren hat, erklärt Perseus sich zu dem tollkühnen Versuch bereit, Hades zu überwinden, bevor dieser den Götterkönig Zeus entmachtet und die Erde ins Höllenchaos stürzt. Dabei müssen sich Perseus und seine Krieger gegen infernalische Dämonen und fürchterliche Monster wehren, doch eine Chance auf Erfolg haben sie nur, wenn Perseus seine göttliche Kraft akzeptiert, der Vorsehung trotzt und sein Schicksal in die eigenen Hände nimmt.

Kritik: 
Am 10. August ist es soweit, das Remake des Harryhausen-Klassikers "Kampf der Titanen" erscheint auf Blu-ray. Nun können auch diejenigen den Film in angenehm "rückständigem" 2D sehen, in deren Nähe sich die Kinos standhaft geweigert haben, etwas anderes als den 3D-Unfall zu zeigen.
Kurz zur Vorgeschichte: Nach dem sensationellen 3D-Erfolg von "Avatar" meinte Warner, auf den Zug aufspringen zu müssen und kündigte "Kampf der Titanen 3D" an. Das Problem aber: der Film war gar nicht mit 3D-Technik gedreht worden. Also kam ein aufwändiges Nachbearbeitungs-Verfahren zum Zug, mit dem nun auch Sam Worthington "aus der Leinwand hüpfen" sollte. Dumm nur, dass dieses Verfahren anscheinend noch immer absoluter Schrott ist. Der Film wurde zum optischen Desaster, 3D-Effekt gleich null, dafür ein Haufen unechte Ebenen und scheibchenweise Verschiebung. Kurz: Diese Version war völlig ungenießbar. Ob das mit der 2D-Blu-ray anders läuft?
Zunächst: Man kann sich "Kampf der Titanen" in 2D anschauen, die augenschädlichen Effekte sind verschwunden. Aber das macht den Film an sich kaum besser. Er krankt noch immer an denselben Schwächen wie im Kino: Steril wirkende Welten, schwache Charakterzeichnung und keinerlei Atmosphäre. Dabei gibt es eigentlich tolle Kulissen, einige nette mythologische Viecher und gleich einen ganzen Sack voller Stars. Es will einfach keine richtige Fantasy-Stimmung aufkommen, und auch die Effekte schwanken in ihrer Qualität drastisch. Für den Kraken hat man wohl einen Großteil des CGI-Budgets verballert, für die Sirenen am Anfang war anscheinend nichts übrig. Das trübt den Gesamteindruck noch mehr. Bezeichnend, dass die beste Szene des Films ausgerechnet Perseus' Begegnung mit der dämlichen Metall-Eule ist. Diese Anspielung wird so knallhart-ironisch zelebriert, dass jeder Kenner des Originals sich vor Lachen krümmen dürfte.

Die Filmmusik: 
Der Score von Ramin Djawadi ist noch mit das Beste an "Kampf der Titanen". Heroisch walzt er sich in epischer Breite durch das Abenteuer. Aber genau so muss die Musik für so einen Film sein! Geschickt manövriert sich Djawadi zwischen Hans Zimmer und Vangelis hindurch - und macht dabei einen wirklich guten Eindruck.
Kinothek meint: Gelungen! Heroischer Adventure-Score, der sogar etwas Eigenständigkeit bewahrt.

Fazit: 
Was hätte man aus dem Stoff mit der heutigen Technik alles machen können! Doch genau mit dieser Technik macht sich Warner den Film kaputt, die 3D-Version gehört auf den Müll. Zweidimensional ist "Kampf der Titanen" streckenweise unterhaltsam und kurzweilig, ohne jemals wirklich zu beeindrucken. Übrig bleibt ein steriler Abenteuerfilm, der an die ebenfalls nicht perfekte Vorlage bei weitem nicht heranreicht. Dann lieber die erzählerischen Unzulänglichkeiten und die üble Metall-Eule des Originals ertragen und Ray Harryhausens Stop-Motion-Geniestreiche bestaunen. Die sind zwar mittlerweile ziemlich eingestaubt, haben aber tausendfach mehr Charme als dieses seelenlose Spektakel.

Kinothek-Rating: 46%

Kurzkritik: High Lane

Verkaufsstart: 25.06.2010
Länge: 83 min.
FSK: 16
Regie: Abel Ferry
Darsteller:Nicolas Giraud, Justin Blanchaert, Johan Libéreau

Plot:

Einen letzten gemeinsamen Kick - bevor man sich im Berufsalltag aus den Augen zu verlieren droht - versprechen sich zwei junge befreundete Pärchen und begeben sich auf eine waghalsige Kletterpartie in der Wildnis. Dass neben Chloés nicht ganz höhentauglichem Freund Loïc auch Ex-Lover Guillaume als fünftes Rad am Wagen mit von der Partie ist, sorgt von Anfang an für Zündstoff. Als sich der angepeilte Fußsteig wegen Instandsetzungsarbeiten als stillgelegt erweist, lässt die Gruppe, sämtliche Vernunft sausen und kraxelt freestyle Richtung Himmel. Halsbrecherische Rettungsmanöver, steile Engpässe, lose Haken und marode Seilbrücken über sehr, sehr tiefe Schluchten sind aber nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was am schroffen Gipfel auf sie lauert...
 
Kritik: 
Nicht zum ersten Mal kommen französische Produzenten mit einem knallharten Horror-Thriller daher - doch dieser hier sieht zunächst einmal gar nicht danach aus. Denn "High Lane" ist zu Beginn ein reinrassiges Bergsteiger-Abenteuer, das spannend und mit viel Gespür für beeindruckende Landschaftsbilder inszeniert wird. Zwei mehr oder weniger abenteuerlustige junge Paare besteigen einen eigentlich gesperrten Kletterpfad. Und merken schnell, warum dieser gesperrt ist. Nebenbei werden noch die üblichen gruppeninternen Konflikte konstruiert, was der Film eigentlich nicht nötig hätte. Spannend ists trotzdem.
Doch Moment: stand nicht irgendwo, dass "High Lane" ein Horrorfilm ist? Die erste Hälfte des Films ist wie im Flug vergangen, und man wähnt sich schon im falschen Film. Aber dann legt Regisseur Abel Ferry den Schalter um - und "High Lane" wechselt binnen Sekunden vollkommen das Genre. Aus Abenteuer wird klassischer Backwoods-Horror. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, denn die abrupte Wandlung ist einer der interessantesten Momente des Films.
Nur so viel: "Wrong Turn" lässt grüßen. Originell ist das nicht, aber zumindest stimmt die Spannung. Auch macht "High Lane" nicht den Fehler, die Hintergründe des Szenarios mit aller Gewalt erklären zu wollen. Denn die üblichen Auflösungen sind entweder ziemlich seltsam, wie in "Humans - Sie haben überlebt", oder einfach saublöd - wie gesehen in "The Cavern". Die erste Hälfte des Films ist dennoch die bessere, besonders weil sie einen Horrorfilm erfrischend anders einleitet. Für Genrefans ist "High Lane" als ganzes durchaus sehenswert.

Kinothek-Rating: 64%

Kurzkritik: The Crazies

Kinostart: 27.05.2010
Länge: 102 min.
FSK: 18
Regie: Breck Eisner
Darsteller: Timothy Olyphant, Radha Mitchell, Joe Anderson, Danielle Panabaker

Plot:
Ogden Marsh ist die typische amerikanische Kleinstadt im Mittleren Westen, in der sich die Einwohner auf der Straße freundlich „Guten Tag“ sagen. Bis eines Tages, langsam aber unaufhaltsam, das Leben aus den Fugen gerät. Wieso läuft plötzlich Rory Hamill mit einer Schrotflinte über das Baseballfeld? Und wieso tötet der angesehene Bürger Bill Farnum seine Familie und fackelt dann seine Farm ab? Bevor Sheriff David Dutton und seine schwangere Frau Judy auch nur darüber nachdenken können, sind die Verrückten – die „Crazies“ – schon überall. Die Nationalgarde geht brutal gegen Infizierte und Gesunde vor. Gemeinsam mit Judys Mitarbeiterin Becca und Deputy Russel suchen die letzten Verschonten einen Ausweg aus der Hölle, während die mörderischen Bestien im Schatten der einstigen Idylle lauern…
Kritik: 
Ein Virus lässt friedliche Menschen zu mordenden Wahnsinnigen mutieren - diese Grundidee gab es schon mehr als einmal, bietet sie dem Horrorgenre doch unzählige Möglichkeiten, mit menschlichen Urängsten zu spielen. Das Remake des gleichnamigen Romero-Klassikers setzt aber trotz seines wenig originellen Szenarios Maßstäbe in Sachen Spannung. Die Hetzjagd und das ganze Kleinstadt-Bild gerieten (un)angenehm realistisch, das "Mittendrin-Gefühl" stellt sich hier auch ohne die Wackelkamera-Technik von "Cloverfield" und co. ein. 
Manche Szenen sind grandios und suchen unter den Horrofilmen der letzten Zeit ihresgleichen: Die Sequenz in  der Armee-Quarantäne, die Waschstraßen-Szene - hier ist die Inszenierung nahezu perfekt. Dagegen stehen zwischendurch einige Momente, die wie Füllmaterial anmuten und arg klischeebeladen daherkommen. So wechseln sich originelle Ideen mit Altbekanntem ab, der Zuschauer wird hin- und hergerissen zwischen positiven und negativen Aspekten. Dem Unterhaltungswert tut das aber keinen Abbruch, Regisseur Eisner zieht die Spannungsschraube bis zum Ende konsequent an. Auch die Schluss-Szene ist gelungen. "The Crazies" ist ein Muss für Horror-Fans - und der erste Film seit langer Zeit, der im Genre mal wieder einiges anders macht. Einheitsbrei hatten wir die letzten Monate genug, "The Crazies" hebt sich über weite Strecken deutlich vom Mittelmaß ab. Sehenswert!

Kinothek-Rating: 71%

Kurzkritik: In the Electric Mist

Verkaufsstart: 28.05.2010
Länge: 116 min.
FSK: 16
Regie: Bertrand Tavernier
Darsteller: Tommy Lee Jones, John Goodman, Peter Sarsgaard, Mary Steenburgen

Plot: 

Dave Robicheaux, Detective im Bundestaat Louisiana, jagt einen Serienkiller, der bereits mehrere junge Frauen auf dem Gewissen hat. Auf der Rückfahrt von einem grausamen Tatort trifft Robicheaux auf den Hollywood-Star Elrod Sykes, der sich zu Dreharbeiten in der Gegend aufhält. Er gesteht dem Detective, dass er in den Sümpfen eine Leiche gesehen hat - den teilweise verwesten Körper eines Schwarzen in Ketten. Die Entdeckung löst bei Robicheaux schmerzliche Erinnerungen an einen alten Fall aus. Gleichzeitig spürt er, dass die beiden Verbrechen in einem Zusammenhang stehen könnten... 

Kritik: 
Das erste, was bei "In the Electric Mist" heraussticht, ist ein hervorragender Tommy Lee Jones. Der Oscar-Preisträger liefert wieder eine gewohnt starke Performance und trägt bereits allein den ganzen Film. Aber auch seine Kollegen Goodman, Sarsgaard und co. geben sich keine Blöße, schauspielerisch ist "In the Electric Mist"über jeden Zweifel erhaben.
Um die Protagonisten entwickelt sich ein eleganter, atmosphärisch dichter Thriller, intelligent konstruiert und stilsicher umgesetzt. Die ruhige Erzählweise bremst den Film leider etwas aus, wirkliche Spannung kommt nur selten auf. Regisseur Tavernier legt sein Hauptaugenmerk eher darauf, ein detailliertes Portrait über Land und Leute zu zeichnen. Dass seine Spannungskurve dabei leider - im wahrsten Sinne des Wortes - "versumpft", ist schade. Jedoch können der Cast und die interessante Story die fehlende Spannung weitgehend kompensieren, langweilig wird "In the Electric Mist" zu keiner Sekunde.
Geschmackssache ist sicherlich der leichte Mystery-Einschlag durch Robicheaux' Visionen. Wer von Thrillern bedingungslosen Realismus erwartet, sollte sich besser woanders umsehen. Aber die Mystery-Elemente machen "In the Electric Mist" noch einzigartiger, als er durch seine Stimmung und Eleganz sowieso schon ist. Ein etwas höheres Erzähltempo hätte ihn endgültig zum Highlight gemacht. Für Thriller-Fans trotzdem höchst sehenswert.

Kinothek-Rating: 77%

Toplist: Star Trek

Seit langem wieder mal eine Toplist. 
Star Trek ist Kult. Elf Kinofilme hat das Universum von Gene Roddenberry bereits hervorgebracht, und es dürften wohl noch einige mehr werden. Aber natürlich sind nicht alle Filme gleich gut, die Qualitätsschwankungen sind teils enorm. Kinothek listet die Kinoabenteuer und sagt, warum manche besser sind als andere.

1. Star Trek II - Der Zorn des Khan
Das perfekte All-Abenteuer: Action, Humor, Dramatik - und der beste Gegenspieler des "Star Trek"-Universums. Hier stimmt fast alles, ein würdiger Platz 1.

2. Star Trek (2009)
Ja, der Relaunch der Reihe verdient den zweiten Platz. Radikal entstaubt und mit viel Mut zur Veränderung hauch Regisseur J.J. Abrams dem Mythos neues Leben ein. Auch hier stimmt der Mix aus  Humor und Spannung nahezu perfekt. Von dieser Crew will ich mehr sehen!

3. Star Trek VIII - Der erste Kontakt
Der beste Film der "Next Generation"-Crew um Captain Picard. Spannend, düster und mit Schwerpunkt auf der Action. Zudem sind die Borg wohl die interessantesten Feinde in "Star Trek". Ein Muss für jeden Sci-Fi-Fan, deshalb Platz 3.

4. Star Trek VI - Das unentdeckte Land
Teil 6 ist der am meisten unterbewertete Film der Reihe. Dabei gehört er zu den besten: Der eisige Gefängnisplanet gerät wunderbar atmosphärisch, und die Rahmenhandlung der Verschwörung sorgt für Spannung. Als Abschiedsauftritt der alten Crew genial - wenn man ihn den als solchen betrachten will (siehe unten).

5. Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock
Nach "Zorn des Khan" war das Niveau wohl kaum mehr zu steigern, deswegen fällt Teil 3 vor allem inhaltlich gegenüber seinem Vorgänger ab. Dennoch gehört er zur oberen Hälfte der Rangliste: Denn er erzählt die Story von Teil 2 weiter und sollte deshalb immer im Zusammenhang gesehen werden. Die Geschichte um Mr. Spock war durch das Ende des zweiten Films nötig und wird plausibel und unterhaltsam erzählt. Sehenswert!

6. Star Trek - Der Film
Achtung: Die Bewertung des ersten Teil ist zwiespältig! Denn er hat ohne Zweifel den größten Kultfaktor, für Fans gehört er zu den besten Filmen. Aber ich habe bewusst versucht, jeden Nostalgiebonus auszublenden, schließlich soll diese Liste auch (und besonders) für Nicht-Kenner funktionieren. Das erste Abenteuer war ein technischer Meilenstein, der auch heute noch gut aussieht. Allerdings ist er arg lang geraten und hat nicht gerade die spannendste Story abgekriegt. Wer neu in "Star Trek" einsteigt, sollte eventuell mit "Der Zorn des Khan" beginnen. Aber bitte den ersten Film nicht ganz auslassen! Dazu ist er doch zu gut.

7. Star Trek X - Nemesis
So langsam nähern wir uns den schwächeren Vertretern. Im dritten reinen "TNG"-Abenteuer ist der Charme der Reihe komplett dahin, es zählt mehr das Spektakel und die Action. Auf diesem Gebiet kann "Nemesis" auch ordentlich Punkte sammeln. Aber für einen würdigen Abschied der Crew fehlt einfach etwas. Unterhaltung ist dennoch garantiert, dazu bietet Film Nr. 10 einfach zu viele tolle Schauwerte.

8. Star Trek VII - Treffen der Generationen
Eigentlich hatte man die alte Enterprise-Crew schon gebührend in den Ruhestand geschickt, doch trotzdem musste anscheinend noch ein Übergangsfilm her. Da konstruiert sich ein Drehbuchautor eine abgehobene Story zusammen, um die Captains Kirk und Picard aufeinandertreffen zu lassen. So etwas geht selten gut, aber hier klappt es noch recht ordentlich. Vielleicht der unnötigste Film der Reihe, aber beileibe nicht der schlechteste.

9. Star Trek V - Am Rande des Universums
Teil 5 ist einer der beiden Filme aus dem Tiefpunkt der Reihe (siehe unten). Die Idee einer Reise ans Ende des Universums ist ja eigentlich nicht schlecht. Aber besonders das Finale glänzt durch so viele Absurditäten und Albernheiten, dass trotzdem einer der schwächsten Vertreter der Filmreihe dabei herauskommt. Freilich unterhält der Film und ist noch deutlich besser als sein Vorgänger, aber bestimmt nicht erste Wahl, wenn es um "Star Trek" geht.

10. Star Trek IX - Der Aufstand
Der enttäuschendste Film. Die Erwartungen nach dem grandiosen "Der erste Kontakt" waren hoch und werden in "Der Aufstand" nicht einmal in Ansätzen erfüllt. Die Story ist zu gewöhnlich und wird unterbrochen von kitschigen, langatmigen und schlicht schwach erzählten Passagen. Ein "Star Trek"-Film, der zu einem großen Teil auf einem Planeten spielt - es funktioniert einfach nicht. Man vermisst die spektakulären Weltraum-Schlachten, oder auch einen richtig fiesen Bösewicht. Vorletzter Platz.

11. Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart
Viele halten ihn für absoluten Kult, ich empfinde "Zurück in die Gegenwart" nur als peinlichen Unfall. Kirk, Spock und McCoy retten Wale in der Gegenwart - also bitte! Mit "Star Trek" hat diese verkappte Komödie nicht viel zu tun. Neueinsteiger in die "Star Trek"-Welt sollten dieses Werk besser zunächst überspringen. Als Kuriosum ist er noch halbwegs unterhaltsam.

Blu-ray: Secret Defense

Verkaufsstart: 25.06.2010 (Verleihstart: 02.06.2010)
Länge: 100 min.
FSK: 16
Regie: Philippe Haim
Darsteller: Gerard Lanvin, Vahina Giocante, Nicolas Duvauchelle, Simon Abkarian

Plot: 

Diane, eine junge attraktive Studentin, die ihr Leben als Edelprostituierte finanziert und auf einen Job als Übersetzerin in den Arabischen Emiraten hofft, wird vom französischen Geheimdienst als Agentin zur Terrorbekämpfung angeworben. Schon bald wird sie die Schlüsselfigur auf der Jagd nach einem skrupellosen Terroristen. Gleichzeitig gerät der Kleinkriminelle Pierre im Knast in die Fänge eines islamistischen Terrornetzwerkes und lässt sich für den Heiligen Krieg ausbilden. Wie Figuren in einem Schachspiel erfüllen beide ihre Rolle, bis der Tag kommt an dem sich ihre Wege kreuzen...

Kritik: 
Nun also gleich der nächste Thriller aus Frankreich. Während "The Protocol" mit illegalen Medikamententests eine eher spezielle Thematik bedient, ist "Secret Defense" ein klassischer Agenten-Thriller mit Terror-Szenario. Extremisten planen einen Anschlag in Frankreich, der Geheimdienst versucht ihn zu vereiteln. Alles schomal da gewesen.
Leicht hätte "Secret Defense" zu einem belanglosen Stück Film werden können, wären da nicht die interessanten Charaktere und die geschickt verschachtelte Erzählstruktur. Scheinbar unabhängige Handlungsstränge treffen erst im Laufe des Films aufeinander, das hat schon bei den zahlreichen Grangé-Verfilmungen ("Die purpurnen Flüsse", "Imperium der Wölfe") bestens funktioniert. Man fiebert mit den detailliert gezeichneten Charakteren in ihrem schonungslos und intensiv dargestellten Terror-Kampf mit.
Und doch enttäuscht "Secret Defense" letztendlich. denn das vielversprechende Niveau der ersten Hälfe kann der Film nicht halten. Zu konstruiert sind manche Entscheidungen der Protagonisten, zu unspektakulär das Finale. Alles steuert auf einen großen Showdown hin, verpufft aber vollkommen wirkungslos. Das offene Ende dagegen passt gut und setzt einen gelungenen Schlusspunkt.

Die Filmmusik: 
Schon wieder ein Bourne-Gedächtnis-Score. Nicht dass die Musik von Alexandre Azaria schlecht wäre, strahlt sie doch einiges an Dynamik aus. Aber warum nicht mal wieder einen breiten Orchester-Score wie Hans Zimmers "The Rock"? Mir klingen die Action-Thriller der letzten Zeit einfach zu gleich, auch die Musik von "Secret Defense" ist schlicht austauschbar. Ein Lichtblick: die stimmungsvoll untermalte, fast meditative Kamerafahrt durch die Wüste.
Kinothek meint: Action-Score ohne Mut. 

Fazit: 
"Secret Defense" ist solide Thriller-Kost. Eigentlich sind alle wichtigen Bausteine vorhanden: Spannung, Intensität, Action um interessante Charaktere. Doch gegen Ende verschenkt der Film viel Potential und verbaut sich damit eine höhere Wertung. Für die gehobene Kategorie reicht es trotzdem.

Kinothek-Rating: 69%

Kurzkritik: The Protocol - Jeder Tod hat seinen Preis

Verkaufsstart: 04.06.2010
Länge: 93 min.
FSK: 16
Regie: Thomas Vincent
Darsteller: Clovis Cornillac, Dominique Reymond, Marie-Josee Croze

Plot: 

Zwei Anrufe werfen Waldarbeiter Raoul Krafts Leben brutal aus der Bahn: Sein 18-jähriger Sohn Frank hatte einen tödlichen Autounfall und hinterlässt ein Handy, das beharrlich klingelt. Es meldet sich darauf eine junge Frau namens Diane. Sie ist überzeugt, dass Franks Tod auf das Konto der Pharmaindustrie geht. Genauer gesagt hat sie die Pharma-Multis im Visier, die auf Kosten der armen Länder Wundermittel gegen Zivilisationskrankheiten wie Glatze, Schlaflosigkeit und Impotenz entwickeln und Todesopfer eiskalt einkalkulieren. Hirngespinste einer besessenen Ideologin, wie der bodenständige Raoul zunächst glaubt? Oder hat Frank wirklich ein neues Migränemittel genommen? Wie konnte er überhaupt aus dieser Kurve krachen? Kaum nimmt Raoul Fährte auf, gerät er in einen gefährlichen Strudel von Ereignissen.

Kritik: 
Frankreich und die Thriller - in Europa haben die französischen Produktionen eigentlich nur aus Skandinavien Konkurrenz zu befürchten. Verschlachtelte Erzählweise, wendungsreiche Geschichten, Spannung und Gewalt - all das macht französische Thriller aus, und "The Protocol" bewegt sich genau auf dieser Welle.
Die ersten Minuten geraten allerdings zunächst zur Geduldsprobe. Denn die Drama-Phase zu Beginn ist unnötig anstrengend. Ist man über das etwas langatmige erste Drittel aber hinweg, entfaltet sich ein spannendes und intelligent konstruiertes Verschwörungs-Szenario um Pharmakonzerne und deren skrupellose Methoden. Natürlich ist (wieder einmal) nichts so wie es auf den ersten Blick scheint, immer wieder hat der Film eine kleine oder größere Wendung parat. Die Auflösungen der ganzen Verwicklungen ist letztendlich ziemlich banal, aber in sich stimmig.
Es muss nicht immer der große Paukenschlag sein, der - nebenbei bemerkt - sowieso meistens nur halb so überraschend kommt, wie ihn die Filmemacher gern hätten. "The Protocol" löst sich stattdessen erfrischend einfach auf, aber durchaus kritisch und realitätsnah. Ein konsequent zu Ende gedachter Thriller mit guten Darstellern - was will man mehr? Vielleicht etwas mehr Stringenz am Anfang, ansonsten ist "The Protocol" durchaus zu empfehlen.

Kinothek-Rating: 71%

Blu-ray: Legend of Goemon

Verkaufsstart: 28.05.2010
Länge: 129 min.
FSK: 16
Regie: Kazuaki Kiriya
Darsteller: Josuke Eguchi, Ryoku Hirosue, Takao Osawa, Eriko Sato


Plot: 

Japan im Jahr 1582. Der vom Volk geliebte Meisterdieb Ishikawa Goemon, eine Art japanischer Robin Hood, erleichtert machtgierige Adelige um ihr Hab und Gut, um es den Ärmeren im Volk zu geben. Bei einem seiner tollkühnen Raubzüge stiehlt er eine wertlos anmutende Box ohne zu wissen, dass diese Büchse der Pandora das Schicksal des gesamten Landes beeinflussen kann. Kurz darauf scheint ganz Japan in Aufruhr und Goemon sind Heerscharen grausamer Ninja-Krieger auf den Fersen. Dame Cha Cha - die sich in ihn verliebt - versucht ihm zu helfen, seine Mission zu erfüllen. 

Kritik: 
Mit "Casshern" schuf Ex-Videoclip-Regisseur Kazuaki Kiriya 2004 eine der aufwändigsten und spektakulärsten Manga-Realverfilmungen aller Zeiten. Bereits damals war klar, was Kiriya kann und was nicht. Auf der einen Seite die stylische Optik und überwältigende Bildsprache, auf der anderen Seite eine redselige, von haufenweise unnötigen Längen durchzogene Story. "Casshern" sollte hoch emotional werden, ließ aber erstaunlich kalt.
Bei seinem neuesten Werk "Legend of Goemon" scheint es zunächst, als hätte Kiriya dazugelernt. Statt den Zuschauer gleich zu Beginn mit einem endlosen Redeschwall zu überrollen, eröffnet er seinen Film mit einer Actionsequenz. Viel ändert das freilich nicht, die Längen folgen diesmal im Mittelteil und machen Legend of Goemon zu einem stellenweise ermüdenden Filmerlebnis. Leider ist auch die emotionale Ebene wieder ziemlich unterkühlt. Und das obwohl - oder vielleicht gerade weil - es der Film förmlich zu erzwingen versucht.
Dass "Legend of Goemon" trotzdem prächtig unterhält, liegt hauptsächlich daran, dass Kiriya in allem, was er tut, maßlos übertreibt. Sein Epos ist mal unsagbar kitschig, mal versinkt es in triefendem Pathos. Der Overkill setzt sich in der gigantischen Optik nahtlos fort. Jedes Bild wirkt überstilisiert, das Ende geht dann gänzlich in einem aberwitzigen CGI-Sturm unter. Klingt schrecklich? Nein, das ist wunderbar! Und zwar gerade weil alles so vollkommen überzogen ist. 

Die Filmmusik: 
Der Score von Akihiko Matsumoto setzt dem ohnehin schon arg pathetischen Film noch den Zuckerguss auf. Herzzerreißende Streicher-Melodien dominieren den Soundtrack, ein paar Rock-Klänge lockern das Ganze etwas auf. Positiv: Matsumoto verzichtet - anders als Shiro Sagisu in "Casshern" - auf die Dauerdröhnung und gönnt uns einige ruhige Momente.
Kinothek meint: Erfüllt seinen Zweck.

Fazit: 
Zunächst einmal: "Legend of Goemon" ist besser als "Casshern". Er ist zielstrebiger und mit mehr Tempo erzählt, aber visuell mindestens genauso überwältigend. Gleichzeitig ist er jedoch immer noch überlang, überfrachtet, überzeichnet. Bei Kazuaki Kiriya ist alles irgendwie "über", und man merkt all seinen Filmen die Videoclip-Herkunft an. Stil vor Substanz - das scheint zu Kiriyas Leitspruch zu werden. Was könnte er für ein Meisterwerk hervorbringen, wenn er sich einfach auf die Regie beschränken und die Schreiberei den Profis überlassen würde. So ist "Legend of Goemon" unterhaltsamer, beeindruckender Popcorn-Bombast für Fantasy-Fans. Wie schon "Casshern" absolut empfehlenswert, aber mit Schwächen.

Kinothek-Rating: 79%

Kurzkritik: Stag Night

Verkaufsstart: 02.07.2010 (Verleihstart: 27.05.2010)
Länge: 81 min.
FSK: 18
Regie: Peter A. Dowling
Darsteller: Scott Adkins, Vinessa Shaw, Breckin Meyer

Plot: 

Vier Freunde begeben sich auf den Heimweg von einem ausgiebigen Junggesellenabschied. Ahnungslos steigen sie an einer längst geschlossenen U-Bahn-Station aus und wollen zusammen mit ihren zwei weiblichen Bekanntschaften den Weg durch den Tunnelschacht zur nächsten Haltestelle zu Fuß zurück legen. Dort werden sie Zeuge eines grausamen Mordes und müssen vor einer Horde im Untergrund lebender Kannibalen durch ein Netz von Höhlen und Tunneln fliehen.

Kritik: 
Die U-Bahn kann schon ein beängstigender Ort sein, besonders bei Nacht. Das Szenario ist wie geschaffen für Horrorfilme, und hat auch schon einige sehr gute Genrevertreter hervorgebracht. Auch "Stag Night" möchte auf den U-Bahn-Zug aufspringen, offenbart aber schon zu Beginn einige gravierende Schwächen. 
Denn unsere Gruppe der Opfer besteht leider nur aus platten Charakterschablonen. Solche Abziehbilder sind einem reichlich egal, was dem Film nicht gerade gut tut. Ähnlich belanglos kommt die restliche Rahmenhandlung daher, und es ist offensichtlich, dass es Regisseur Peter A. Dowling nur um die Hetzjagd durch unheimliche Tunnelsysteme geht. Wozu sich also mit so unnötigen Dingen wie der Story aufhalten?
Aber "Stag Night" ist auch kein ganz schlechter Film. Er ist über weite Strecken recht spannend, ordentlich in Szene gesetzt und erzeugt stellenweise eine beunruhigend realistische Atmosphäre. Dumm nur, dass es im Subgenre U-Bahn-Horror bereits mehr als genug Geheimtipps gibt, mit denen "Stag Night" nicht mithalten kann, wie den einfallsreichen Schocker "End of the Line" oder "Creep" mit Franka Potente. Wer die beiden schon kennt und nach ähnlichem Material sucht, für den ist "Stag Night" eine brauchbare Ergänzung. Den großen Wurf sollte man aber nicht erwarten.

Kinothek-Rating: 41%

Kurz und bündig: "Gamer" vernichtet Filmkunst?!

Nachdem ich vor einigen Tagen "Gamer" rezensiert habe (siehe hier), ist mir heute eine Kleinigkeit aufgefallen, die mich sogar noch mehr stört als die billige Alibi-Gesellschaftskritik. Und zwar sind das die ersten Minuten im Vorspann. Da werden Bilder von verschiedensten Orten der Erde gezeigt, in die mit Hilfe von CGI Leuchtreklame und Werbung für das fiktive Online-Game "Slayers" einkopiert wurden. So weit, so gut.
Aber was sieht man dort, wenn man genauer hinsieht? Die Bilder sind fast ausschließlich dem genialen Filmkunstwerk "Baraka" von Ron Fricke entnommen! Natürlich wird das rechtlich abgeklärt sein. Aber ob es wirklich richtig ist, solche kunstvollen Aufnahmen mit tiefgründiger Aussage für eine derart belanglose Intro-Sequenz zu zerstören, darüber kann man geteilter Meinung sein. Mich stört das gewaltig, und ich muss mich schwer zurückhalten, "Gamer" deswegen nicht nochmal abzuwerten. Ist ja schließlich nur meine Ansicht. Und wer Ron Frickes "Baraka" nicht kennt: Schaut ihn euch an, dann wisst ihr, warum mich diese Verfälschung so aufregt.

Die neue Comic-Welle: Lionsgate vs. Warner

Das lässt die Herzen aller Comic-Fans höher schlagen: Gleich zwei Studios machen sich an die Umsetzung unserer Comic-Helden in neuen Filmreihen. Warner Premiere schickt die DC-Helden aufs Feld, Lionsgate erweckt das Marvel-Universum zum Leben.
Dabei folgen die Warner-Filme stets demselben einfachen Schema: Man nimmt sich zunächst einige Minuten Zeit, um das Setting zu etablieren. Sobald das steht, gilt es, im folgenden 45-minütigen Showdown die Kräfte der Helden möglichst effektvoll in Szene zu setzen. Das ist geradlinig und vielleicht etwas zu einfach gestrickt, für Comic-Fans jedoch eine Offenbarung. Die Hightlights der Serie: "Superman/Batman: Public Enemies" und "Justice League: Crisis on Two Earths", zwei absolute Action-Kracher mit Top-Animation. "Wonder Woman" fällt dagegen doch deutlich ab.
Die Lionsgate-Produktionen im Marvel-Universum haben da minimal mehr Tiefgang und beschäftigen sich ausführlicher mit der Vorgeschichte bzw. dem Aufeinandertreffen der Helden. Dadurch läuft die Maschinerie zwar etwas schleppender an, gibt aber inhaltlich mehr her. Die Höhepunkte: "Ultimate Avengers" wirft gleich eine ganze Handvoll Superhelden in den Ring, die Fortsetzung erscheint im Juni bei uns. Auch "The Invincible Iron Man" ist nicht zu verachten.
Richtig interessant wird es vor allem bei den unbekannteren Helden. Da müssen weniger festgefahrene Vorstellungen durchbrochen werden, die Handlung ist für einen Großteil des Publikums neu - und deshalb umso spannender. So können wir ungewöhnliche Charaktere wie "Green Lantern" (Warner/DC) oder "Doctor Strange" (Lionsgate/Marvel) von der ersten Sekunde an verfolgen. Gerade Doctor Strange ist durch den Fokus auf die Ausbildung und die Entwicklung dramaturgisch ideal aufgebaut und - wie alle anderen Abenteuer - perfekt animiert. Das macht ihn zum interessantesten Film beider Reihen. Und Nachschub ist auch schon im Anflug: das neue Superman-Abenteuer "Superman: Doomsday" von DC und "Planet Hulk" von Marvel.
Ein kleiner Geheimtipp noch am Rande für alle Hellboy-Fans: Schon seit geraumer Zeit gibt es die beiden "Hellboy Animated"-Filme "Schwert der Stürme" und "Blut & Eisen". Zwei tolle Animationsfilme über asiatische Mythologie und okkulte Vampire - natürlich mit dem allseits beliebten roten Teufel. Absolute Empfehlung!

Kurzkritik: Gamer

Verkaufsstart: 04.06.2010 (Verleihstart: 12.05.2010)
Länge: 95 min.
FSK: 18
Regie: Mark Neveldine, Brian Taylor
Darsteller: Gerard Butler, Michael C. Hall, Amber Valletta

Plot: 

Was, wenn ein Spiel grausame Wirklichkeit wird? Milliardär Ken Castle ist Erfinder von "Slayers", einem perfiden Online-Game, in dem zum Tode Verurteilte zu realen Spielfiguren werden. In riesigen Wettkampfzonen treten sie als moderne Gladiatoren auf Leben und Tod an. Von Spielern fremdgesteuert, kämpfen sie gegen ihren Willen und ohne Kontrolle über das, was sie tun.  Kable ist unangefochtener Held dieser Cyber-Arena. Von dem Teenager Simon kontrolliert und von Millionen von Zuschauern weltweit live verfolgt, hat er das tödliche Spiel am längsten überlebt. Doch um sein Leben und auch das seiner Frau Angie und seiner Tochter zu retten, muss er Castles Spiel entkommen. Als die Untergrundbewegung "Humanz" zu Kable Kontakt aufnimmt, scheint es endlich einen Ausweg aus dieser Hölle zu geben...
Kritik: 
Neu ist die Grundidee hinter "Gamer" nun wirklich nicht. Ein ähnliches Szenario kennen wir vielfach aus "Death Race", dem Klassiker "Rollerball" oder dem japanischen "Battle Royale". Aber eigentlich ist der Plot sowieso relativ belanglos, geht es den Regisseursn Mark Neveldine und Brian Taylor doch in erster Linie um möglichst abgehobene Action an der Grenze zum Wahnsinn.
Bei ihrem Erstlings-Trip "Crank" funktionierte das wunderbar, in Teil 2 zeigten sich schon erste Ermüdungserscheinungen. Vermutlich weil die Story nun endgültig jenseits von Gut und Böse war. Aber das alles ist zu verschmerzen, wenn man weiß, worauf man sich einlässt - und die Story beim besten Willen nicht mehr hergibt. Bei "Gamer" ist das leider anders. Denn kaum etwas im Filmbiz ist so ärgerlich wie Regisseure und Autoren, denen das Potential ihrer Geschichten anscheinend egal ist. 
Eigentlich bietet die Story unzählige Möglichkeiten für gesellschaftskritische Aussagen. Wie gesagt, eigentlich. Denn immer wieder werden interessante Gedankengänge angerissen, nur um sie Sekunden später wieder über Bord zu werfen. Es wartet ja schließlich die nächste spektakuläre Actionszene. Das ist durchschaubare Alibi-Kritik, die deutlich zeigt, was uns Neveldine und Taylor eigentlich sagen wollen: Gar nichts.
Ganz verteufeln sollte man "Gamer" dennoch nicht. Das irrwitzige Tempo, das "Crank" an den Tag legte, wurde zwar etwas gedrosselt. Dennoch ist der Film mit ordentlichem Drive inszeniert, die heftig brutalen Kämpfe geizen nicht mit roter Farbe.
Als kurzweiliger Actioner eignet sich "Gamer" sicher. Wer aber einen solchen Film sucht, sollte sich lieber nochmal "Crank" zu Gemüte führen. Denn durch das verschenkte Potential bleibt "Gamer" ein Spektakel ohne Sinn und Verstand, das nicht recht überzeugen kann.

Kinothek-Rating: 49%

Nachtrag: The Wolfman

Kinostart: 11.02.2010
Länge: 102 min.
FSK: 16
Regie: Joe Johnston
Darsteller: Benicio del Toro, Anthony Hopkins, Emily Blunt, Hugo Weaving, Geraldine Chaplin

Eigentlich wollte ich über "Wolfman" nicht viel schreiben. Im Internet kursieren schon mehr als genug Rezensionen, dachte ich. Aber wenn ich jetzt lese, wie der Film von manchen Kritikern zerrissen wird, fühle ich mich fast verpflichtet, meine (gegenteilige) Meinung zu posten. Jeder sollte sich selbst ein Bild machen, aber eine faire Chance hat der Film verdient.

Plot: 
Um bei der Suche nach seinem vermissten Bruder zu helfen, kehrt Lawrence Talbot in seine englische Heimat Blackmoor zurück, wo eine mysteriöse Serie blutiger Todesfälle die Menschen in Atem hält. Es kommt zum Wiedersehen mit seinem von ihm entfremdeten Vater und zusammen mit der Verlobten seines Bruders begibt sich Talbot auf eine Spurensuche, die ihn tief in seine eigene verdrängte Vergangenheit führt. Eingeholt von seinen Kindheitserinnerungen, beginnt er langsam an die Gerüchte zu glauben, die von einem uralten Fluch erzählen, der Menschen bei Vollmond in blutgierige Wölfe verwandelt. Auf der Jagd nach einer teuflischen Bestie in den Wäldern Blackmoors wird ihm immer klarer, dass in ihm selbst etwas lange Verborgenes lauert und dass er ein gewaltiges Opfer bringen muss, um die große Liebe seines Lebens zu retten.

Kritik: 
Ach wie ist das schön, wenn die legendären Monster aus der Zeit des Schwarz-Weiß-Films wieder zum Leben erweckt werden. Meisterregisseur Francis Ford Coppola tat dies bereits 1992 mit der Literaturverfilmung "Bram Stoker's Dracula" - und schuf einen der besten Horrorfilme aller Zeiten. Mumien-Guru Stephen Sommers machte aus den Universal-Kreaturen ein maßloses Trash-Spektakel, und nun darf auch der Wolfsmann wieder heulen.
Viel Remake-Charakter hat "The Wolfman" aber nicht. Zwar sind die wichtigen Personen des Klassikers erhalten geblieben, und Benicio del Toro ähnelt in Frisur und Garderobe verblüffend dem Larry Talbot von damals (1941 gespielt von Lon Chaney Jr.). Das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn die Autoren Andrew Kevin Walker und David Self erweitern die Geschichte um neue Aspekte. Aber die Erzählweise und Dramaturgie  des Originals wären heute wohl auch nicht mehr zeitgemäß. Ganz fließend erzählt ist die 2010er-Version leider auch nicht, einige Passagen wirken recht holprig oder überhastet. Dafür wird die klassische Geschichte in ungemein stilvollen Bildern eingefangen, die Atmosphäre ist schlichtweg grandios. 
Die exquisite Besetzung tut das Übrige zum filmischen Hochgenuss. Benicio del Toro und Anthony Hopkins tragen den Film mit ihren Darstellungen bereits alleine. Doch auch die Nebenrollen funktionieren prima, allen voran Hugo Weaving als Inspektor Abberline. Obwohl er erst spät auftaucht und eher wenige Szenen hat, bleibt seine Performance im Erinnerung.
Die Qualität der Spezialeffekte dagegen ist stark schwankend. Talbots  erste Verwandlung ist top, manch anderes wirkt unecht und künstlich. Vielleicht wäre es in bestimmten Szenen besser gewesen, auf gute alte Handarbeit statt auf CGI-Überfluss zu setzen. Denn gerade im Finale mit dem "Duell der Werwölfe" verliert der Film deutlich. Die tolle Atmosphäre ist dahin, geopfert für einen effektvollen Showdown. Da der aber mit packender Dynamik präsentiert wird, fällt das nicht allzu schwer ins Gewicht. 

Die Filmmusik: 
Anscheinend gilt in Hollywood der Leitsatz: "Brauchst du einen düsteren Score, frag Danny." Und natürlich passt die Musik von Danny Elfman wieder perfekt. Eine Harmonieabfolge klingt zwar schwer nach James Newton Howards "King Kong", aber wen störts. 
Kinothek meint: Wieder ein typischer, hervorragender Elfman. Aber Danny, schreib doch mal was Fröhliches!

Fazit: 
"The Wolfman" bleibt trotz einiger kleiner Schwächen ein herausragender Film, der zwar die Genialität von Coppolas "Bram Stoker's Dracula" nie erreicht, aber dennoch ein Highlight des Genres ist. Trotz reichlich Blut kein Film für Gorehounds oder Fans aktueller Terror-Schocker, sondern eine altmodisch erzählte Gruselgeschichte mit perfekter Atmosphäre.

Kinothek-Rating: 83%

Kurzkritik: Cleaner - Sein Geschäft ist der Tod

Verkaufsstart: 26.11.2009
Länge: 85 min.
FSK: 16
Regie: Renny Harlin
Darsteller: Samuel L. Jackson, Ed Harris, Eva Mendes, Luis Guzmán

Plot:

In vielen Großstädten der USA gibt es Spezialisten, die sich darauf verstehen blutige Tatorte wieder in Ordnung zu bringen – es sind sogenannte Cleaner. Der ehemalige Polizist Tom Cutler ist einer von ihnen. Eines Tages wird er in eine Villa gerufen, um die Überreste eines entsetzlichen Mordes zu beseitigen. Noch kann er nicht ahnen, dass dies der Beginn einer unheilvollen Verschwörung ist.

Kritik: 
Seit "Stirb Langsam 2", "Cliffhanger" und dem unterbewerteten Piraten-Abenteuer "Cutthroat Island" hat Action-Spezialist Renny Harlin nichts Nennenswertes mehr hervorgebracht. Er liefert einen Actioner nach dem anderen, Marke: "unterhaltsam, aber hirnlos". Seinen katastrophalen Ausflug ins Horror-Genre mit "Exorcist - The Beginning" sollte man besser verschweigen. 
Mit "Cleaner" wagt er sich an einen klassischen Thriller, und das weckt Hoffnungen. Vielleicht endlich wieder ein Film von Renny Harlin, in dem mal nicht alles unkontrolliert und völlig sinnfrei in die Luft fliegt? Großartige Schauwerte gibts daher schonmal nicht. Dann müssen eine spannende Story und gute Darsteller den Film tragen, und das gelinge auch über weite Strecken. Besonders Samuel L. Jacksons Charakter besitzt einiges an Tiefe, kommt aber dennoch nicht ohne Klischees aus. "Cleaner" ist spannend erzählt und exzellent besetzt, im Ganzen aber doch zu konventionell, um sich deutlich vom Thriller-Mittelmaß abzuheben. Die Auflösung mag zwar unerwartet sein, ist aber so schon vielfach dagewesen. Übrig bleibt ein Film, den man sich gut ansehen kann, der aber kaum lange nachwirkt.

Kinothek-Rating: 60%

Kurzkritik: Die Horde

Verkaufsstart: 01.07.2010 (Verleihstart: 18.05.2010)
Länge: 97 min. (uncut)
FSK: 18
Regie: Yannick Dahan, Benjamin Rocher
Darsteller: Claude Perron, Jean-Pierre Martins, Eriq Ebouaney, Aurélien Recoing

Plot: 

Eine Gruppe von korrupten französischen Cops schwört blutige Rache, als ein Kollege auf brutale Weise umgebracht wird. Schon bald finden sie heraus, dass sich die Gangster in einem verlassenen Hochhaus im Norden von Paris verschanzt haben. Der Vergeltungsakt endet jedoch in einem Fiasko, als sich die Cops in der Gewalt der Verbrecher wiederfinden. Ihrem Ende ins Auge blickend, werden sie überraschend befreit – von Horden entstellter Zombies, die von nichts anderem getrieben werden als von ihrem unstillbaren Hunger.

Kritik: 
Nachdem es sich bei Horrorfilmen aus Frankreich in den letzten Jahren fast ausschließlich um Folter-Exzesse handelte ("Martyrs", "Frontiers"), scheinen die werten Franzosen nun die guten alten Zombies für sich entdeckt zu haben. Nach "Mutants - Du wirst sie täten müssen!" ist "Die Horde" schon der zweite Streifen dieser Art binnen kurzer Zeit.
Dabei beginnt der Film eigentlich als reinrassiger Thriller über Cops und ihre zweifelhafte Moral. Über 20 Minuten lang kein Untoter weit und breit, und man meint schon, die falsche Scheibe in den Player geschoben zu haben. Doch dann taucht das erste Viech auf - und wird gleich mal 30 Sekunden lang durchsiebt. Die Gewaltdarstellung ist - typisch für französische Horrorfilme - ziemlich deftig ausgefallen. Da segnen Kreaturen und Personen nicht nur das Zeitliche, sondern werden nach allen Regeln der Splatter-Kunst zerlegt. Wem's gefällt... Kein wunder, dass die FSK für die Freigabe rund 6 Minuten entfernen ließ.
Allem Anschein nach möchte "Die Horde" auf den Erfolgszug des Computerspiels "Left4Dead" aufspringen. Wie eine Kampagne des Shooters mutet der Überlebenskampf der Gruppe an. Allerdings ist einer der Protagonisten unsympatischer als der andere, weshalb man mit keinem wirklich mitfiebert. Für einen 90-Minuten-Film ziemlich dünn. Wenigstens weiß die in tristen Grautönen gehaltene Kulisse des Hochhauses zu gefallen, bietet aber so gut wie gar nichts Neues.
Damit liefert "Die Horde" frisches Futter für Horror- und Zombie-Fans, reicht aber an die Highlights des Genres bei weitem nicht heran. Und so wartet man sehnsüchtig auf die wirklichen Stärken des französischen Films, nämlich Thriller mit Mystery-Touch à la "Die purpurnen Flüsse" oder "Imperium der Wölfe".

Kinothek-Rating: 52%

Blu-ray: Dante's Inferno - An Animated Epic

Verkaufsstart: 13.05.2010
Länge: 88 min.
FSK: 16
Regie: Mike Disa, Victor Cook, Kim Sang-Jin, Shuko Murase, Nam Jong-Sik, Lee Seung-Gyu

Plot: 

Vorhölle, Wollust, Maßlosigkeit, Habgier, Zorn, Ketzerei, Gewalt, Betrug und Verrat! Dies sind die neun Höllenkreise, die Dante Alighieri in seinem berühmten Meisterwerk "Die göttliche Komödie" bekannt gemacht hat. „Dante's Inferno: An Animated Epic” nimmt Sie mit auf eine Höllenfahrt, bei der Dante den Mächtigen des Bösen trotzt, sowie außergewöhnlich fantasiereiche Dämonen und Monster tötet, um seine Geliebte Beatrice aus den Fängen des Höllenmeisters Luzifer zu befreien.

Kritik: 
Großspurig kündigt das Cover "Dante's Inferno" als "Animated Epic" an - schon verwunderlich bei einer Netto-Laufzeit von gerade einmal 80 Minuten. Hinter der reißerischen Beschreibung verbirgt sich letzten Endes eine weitere animierte Anthologie. Die basiert auf dem gleichnamigen Videospiel, das mit Dante Alighieris literarischer Vorlage ziemlich großzügig umgeht. Denn bis auf die Hauptcharaktere ist nicht mehr viel übrig. Sechs Regisseure verwandeln das Game in einen episodenhaften Spielfilm.
Ich bin generell kein Freund von Anthologien, daran konnten schon das enttäuschende "Animatrix" oder jüngst "Halo Legends" nichts ändern. Zu verschieden sind  meist die Stile der einzelnen Episoden, als dass man sie als Einheit betrachten könnte. Häufig schwankt auch die Qualität zu stark, kleine Meisterwerke gehen zwischen mittelmäßigen Parts  unter. 
Nun ist "Dante's Inferno" sicher kein Epos, wie es die Produzenten gerne hätten, kann aber durchaus positive Aspekte vorweisen. Zunächst ist der Zeichenstil aller Episoden relativ ähnlich, was die Zusammengehörigkeit deutlich steigert. Zwar werden die Protagonisten Dante und Vergil in unterschiedlichen Formen dargestellt, bleiben aber durch einheitliche Merkmale stehts erkennbar. Da hat der Supervising Director gute Arbeit geleistet.
Leider herrscht inhaltlich gähnende Leere. Der Plot und die gesamte Charakterentwicklung passen - überspitzt ausgedrückt - auf einen Bierdeckel. Die Videospiel-Herkunft ist überdeutlich: Dante betritt ein neues "Level" (Höllenkreis), eine kurze "Zwischensequenz" (Dialog mit Vergil oder Rückblende), Gegner schnetzeln und weiter gehts. Das wiederholt sich so lange, bis Dante schließlich dem - Überraschung! - "Endgegner" gegenübersteht. Wundervoll!
Optisch hat der Film dennoch einiges zu bieten. Die Darstellung der Höllenkreise und ihrer "Insassen" ist ein phantasievoller Alptraum. Auch die tierisch brutalen Kämpfe sind gelungen und versprühen eine ordentliche Dynamik.

Die Filmmusik: 
Wie bei Anthologien üblich erwartet uns hier leider nur Stückwerk. Zwar sind einige der Musikfetzen recht wirkungsvoll, aber der Zusammenhang ist gleich null.
Kinothek meint: Filmmusik-Baukasten ohne Anspruch.

Fazit: 
"Dante's Inferno" ist eine der besseren animierten Anthologien, die man sich durchaus ansehen kann. Gamer werden wohl noch mehr Spaß an Dantes Streifzug durch die Hölle haben. Wer sich vom inhaltlichen Kahlschlag nicht abschrecken lässt, den erwartet ein visuell ansprechender, bluttriefender Animationsfilm, der für kurzweilige Unterhaltung sorgen kann. Mehr aber auch nicht.

Kinothek-Rating: 66(6)% ;)

DVD: Death Note 1+2

Verkaufsstart: 28.05.2010 (Verleihstart: 14.05.2010)
Länge: 126 min. (Teil 1), 141 min. (Teil 2)
FSK: 16
Regie: Shusuke Kaneko
Darsteller: Tatsuya Fujiwara, Ken'ichi Matsuyama, Erika Toda, Shido Nakamura

Plot: 

Death Note. Als der hochbegabte Student Light Yagami diese Worte in einem von ihm gefundenen schwarzen Notizbuch liest, ahnt er noch nicht, wie sehr dieser Gegenstand sein Leben verändern wird. Doch das "Death Note" funktioniert und verleiht seinem neuen Besitzer die Fähigkeit, die Gesellschaft von Schwerverbrechern zu befreien. Die folgende Mordserie, die Light unter dem Pseudonym "Kira" begeht, weckt die Aufmerksamkeit eines Meisterdetektivs, der sich zum Schutz vor Kiras/Lights Fähigkeiten nur "L" nennt und sein Aussehen geheim hält. Zwischen den beiden Widersachern entbrennt ein außergewöhnliches Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Light immer mehr die Kontrolle über seine tödlichen Fähigkeiten verliert...

Death Note 2 - The Last Name.  Ein neues Todesbuch taucht auf, welches diesmal in die Hände der jungen TV-Moderatorin Misa Amane gelangt. Da Misa ein großer Fan des berühmt-berüchtigten Death-Note - Hexers Kira ist, eifert sie seinen Taten umgehend nach, wobei sie die Unterstützung des Todesgottes Rem erhält. Ihre Fähigkeiten sind sogar noch ausgefeilter als die von "Kira", denn ihr reicht schon ein einfacher Blick auf ihre Opfer, um deren Namen zu erkennen und sie mit Hilfe des Buchs zu töten. Während dessen möchte der echte Kira, der Student Light Yagami, sein "Death Note" am liebsten weitergeben und mit der ganzen Sache abschließen. Doch dann kreuzen sich die Schicksale von Light und Misa, was natürlich nicht ohne schwerwiegende Folgen bleibt...

Kritik: 
Bei den beiden "Death Note"-Filmen handelt es sich um die Realverfilmung des gleichnamigen, erfolgreichen Anime. Wie spektakulär solche Realversionen daneben gehen können, zeigte unlängst die katastrophale Umsetzung von "Dragonball" - einfach nur grausam. Animes haben nun mal eine ganz besondere Erzählweise und einen unverwechselbaren Stil, der beim Versuch, ein Werk in die Realität zu verlagern, meist verloren geht. So war auch "Death Note" ein Risiko, bewies dann aber, dass die Prozedur durchaus funktionieren kann.
Die Grundidee ist wunderbar morbide und lässt Raum für unendlich viele Variationen. In diesem Rahmen tummeln sich allerlei seltsame Charaktere, einer interessanter als der andere. Damit ist "Death Note" gerade da erfolgreich, wo Hollywood zu einem Großteil seit Jahren versagt: Der Figurenzeichnung. Der junge Tatsuya Fujiwara spielt die Rolle des Light Yagami zwar relativ kühl und undurchsichtig, überzeugt aber durch seine Coolness. Einer stielt jedoch allen die Show: Ken'ichi Matsuyama ist als "L" brillant und stellt die Eigenheiten und Ticks seiner Figur derart hemmungslos heraus, dass es eine wahre Freude ist. Allein wegen L lohnt es sich, die Filme anzusehen.
Mindestens ebenso wichtig sind die nicht menschlichen Gestalten, die beiden Shinigami (Götter des Todes) Ryuuk und Rem. Gerade Ryuuk wirkt etwas starr und künstlich, insbesondere in Sachen Augenbewegung und Mimik. Dennoch sind beide Figuren wunderbar gestaltet und bleiben auch später in Erinnerung. Ansonsten geht Regisseur Shusuke Kaneko mit Effekten sehr sparsam um - und das ist gut so. Die Shinigami sind vollkommen ausreichend, um den Fantasy-Aspekt zu verstärken, es muss nicht jedesmal eine ermüdende CGI-Orgie sein.
Inhaltlich ist die Vorlage gut umgesetzt, auch wenn man gerade im zweiten Teil doch einige Handlungsstränge entfernt und das Ende komplett verändert hat. Das wird Fans des Anime nicht gefallen, hinterlässt aber für sich betrachtet einen runden Eindruck. Die Story wird spannend präsentiert, wenn auch beide Filme unnötig langgezogen sind. Bei zwei bzw. deutlich über zwei Stunden Laufzeit  schleichen sich nicht unerhebliche Längen ein, die so nicht nötig gewesen wären.
Jetzt hat sich der interessierte Leser bestimmt schon gefragt: Warum eine Rezension für zwei Filme? Nun, meiner Meinung nach ist es Pflicht, beide im Zusammenhang zu sehen. Denn eigentlich hat "Death Note" kein wirkliches Ende. Kurz vor Schluss bekommen wir einen doppelt und dreifach verstärkten Cliffhanger präsentiert, der dafür sorgt, dass Teil eins für sich alleine betrachtet unbefriedigend ist. Einige Szenen wurden nur aus dem Grund eingefügt, um die Brücke zu "Death Note 2" zu schlagen, der die Geschichte dann zu Ende erzählt. Allerdings braucht es zwingend das Wissen aus dem ersten Teil, um nicht in Fragezeichen und Verwirrung zu versinken. Also beide Teile im Kontext ansehen, und Spaß an einem wunderbar schrägen Mord-Reigen haben, der weitgehend ohne blutige Exzesse auskommt.

Die Filmmusik: 
Japans Filmmusik-Großmeister Kenji Kawai produziert für die "Death Note"-Filme wieder einen rundum gelungenen elektronischen Score, der deutlich seine Handschrift trägt. Zwar wird Kawai wohl nie wieder die Genialität seines "Ghost in the Shell"-Soundtracks erreichen, was aber die Qualität seines düster-stimmungsvollen Scores nicht schmälert.
Kinothek meint: Ein typischer Kawai - klasse!

Fazit: 
Die Real-Versionen von "Death Note" ergeben zusammen genommen eine groß angelegte und spannende Geschichte mit interessantem Plot, wunderbar außergewöhnlichen Charakteren und toller Musik. Teil zwei ist zwar etwas wirrer als Teil eins, aber dennoch unterhaltsamer. Wäre da nicht die leidige Überlänge, hätten beide Filme die 85%-Marke knacken können. Dennoch ist die Geschichte um Todesgötter und gefährliche Notizbücher ein Must-See für Fans asiatischer Filme und Kenner der Vorlage, aber auch generell für Fantasy- und Horror-Fans.

Kinothek-Rating "Death Note": 80%
Kinothek-Rating "Death Note 2": 83%


Kurzkritik: Deadwater

Verkaufsstart: 04.06.2010 (Verleihstart: 07.05.2010)
Länge: 89 min.
FSK: 18
Regie: Roel Reiné
Darsteller: Lance Henriksen, James Russo, Gary Stretch


Plot: 

Auf einem Kriegsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg, das im Persischen Golf kreuzt, führt die Armee im Geheimen Verhöre mit Terror-Verdächtigen durch und greift dabei auch zur Folter. Als der letzte „feindliche Kämpfer“ befragt wird, werden plötzlich die Folterknechte durch eine unerklärliche Macht getötet. Als dann der Kontakt mit dem Schiff abreißt, schickt die Armee zur Aufklärung ein Team von Marines, Wissenschaftlern und einem NCIS-Ermittler los. Als sie auf dem Schiff landen, bietet sich ihnen ein entsetzliches Bild: fast alle Besatzungsmitglieder sind auf grauenvolle Weise zu Tode gekommen. Was ist auf diesem Schiff geschehen?

Kritik: 
"Deadwater" hat in fast allen Belangen nur B-Niveau: optisch, inhaltlich, schauspielerisch. Und so krankt er an demselben Phänomen wie zahllose andere Filme dieser Gewichtsklasse. Eine interessante Grundidee ist eigentlich vorhanden, nur das nötige Kleingeld nicht. Dann muss der ambitionierte Regisseur bei seiner Umsetzung Abstriche machen, und schon beim Drehbuch fliegt alles raus, was potentiell teuer werden könnte. 
Das ist doppelt schade, denn aus "Deadwater" hätte ein guter kleiner Horrorfilm werden können. Handwerklich wurde mit den gegebenen - und wohl ziemlich beschränkten - Mitteln ordentlich gearbeitet. Leider herrscht inhaltlich gähnende Leere, es dominiert die gepflegte Langeweile. Die kurzzeitig aufkommende Spannung und die tristen, in Grautönen gehaltenen Bilder des Schiffs lassen ansatzweise erahnen, was alles möglich gewesen wäre.  Mit B-Movie-König Lance Henriksen gibts immerhin einen bekannteren Namen. Aber auch er hat schon anspruchsvollere Rollen gespielt. 
Trash-Fans könnten diesem Spektakel der verpassten Chancen vielleicht etwas abgewinnen. Ansonsten ist die Zeit anderweitig besser investiert.

Kinothek-Rating: 25%